In den Alpen: Klimawandel bedroht die Flora

Die Flora in den Alpen wird zunehmend durch den Klimawandel bedroht. Während die Alpen immer grüner werden, nimmt die Schneedecke zunehmend ab.

Das Bild «Alpenleben» gewinnt den PR-Bild Award 2018 in der Schweiz. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Klimawandel bedroht die Flora in den Alpen.
  • Eine Studie der Universitäten Lausanne und Basel analysierte Satellitenbilder.
  • Die Veränderungen ziehen eine Kette von drastischen Effekten nach sich.

Immer mehr Pflanzen in den Alpen haben sich im Laufe der Jahre oberhalb der Baumgrenze ausgebreitet. Die auf Höhenlagen spezialisierte Alpenflora wird davon bedroht. Einer Studie zufolge werden die Alpen wegen des Klimawandels immer grüner.

Die Vegetation habe oberhalb der Baumgrenze in fast 80 Prozent des Hochgebirges zugenommen. Das schreiben Forscher der Universitäten von Lausanne und Basel in der Fachzeitschrift «Science». Wie die Auswertung von Satellitenbildern aus den Jahren 1984 bis 2021 weiter zeigte, nahm zugleich die Fläche der Schneedecke ab.

Vegetation in Alpen wird dichter und höher

«Das Ausmass der Veränderung hat sich in den Alpen als absolut massiv herausgestellt», sagt Sabine Rumpf von der Universität Basel. Pflanzen besiedelten neue Gebiete und die Vegetation werde generell dichter und höher. Die Zunahme der pflanzlichen Biomasse gehe auf veränderte Niederschläge und längere Vegetationsperioden infolge steigender Temperaturen zurück.

Die Rostblättrige Alpenrose. Sie ist in den Alpen zu sehen. - Keystone

Dieser Effekt könnte die spezielle Alpenflora bedrohen. «Alpenpflanzen sind an raue Bedingungen angepasst, aber nicht sehr konkurrenzfähig», sagt Rumpf. Wenn sich die Umweltbedingungen änderten, würden diese spezialisierten Arten ihren Vorteil verlieren und verdrängt. «Die einzigartige Biodiversität der Alpen steht daher unter erheblichem Druck», so die Forscherin weiter.

Teufelskreis und Kettenreaktion

Im Gegensatz zur Vegetation hat sich laut Studie die Schneebedeckung oberhalb der Baumgrenze seit 1984 nur geringfügig verändert. Die jeweilige Schneehöhe liesse sich anhand der Satellitenbilder aber nicht genau feststellen, hiess es. Jedenfalls würden sich die Alpen mit der Erderwärmung immer mehr von Weiss zu Grün verfärben.

Erdrutsche passieren in der Schweiz immer wieder – durch das Auftauen von Permafrost werden Erdrutsche immer häufiger vorkommen. - Keystone

«Grünere Berge reflektieren weniger Sonnenlicht und führen daher zu einer weiteren Erwärmung», erläutert die Forscherin. Das sei ein Teufelskreis, die Erwärmung führe «damit zu einer weiteren Schrumpfung der reflektierenden Schneedecke.»

Höhere Temperaturen führten zudem zu einem Abschmelzen von Gletschern und dem Auftauen von Permafrost. So werden mehr Erdrutsche, Steinschläge und Gerölllawinen ausgelöst.