Coronavirus: So rechtfertigen Lehrer 200 geschwänzte Impftermine

200 Lehrer haben am Sonntag ihre Impfung gegen das Coronavirus in einem Berner Impfzentrum unentschuldigt geschwänzt. Was ist bloss los?

Geimpfte sitzen im Ruhebereich des Berner Impfzentrums Bernexpo, wo 200 Lehrer am Sonntag nicht zu ihrem Termin erschienen sind. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Kita-Angestellte und Lehrer konnten sich in Bern prioritär für eine Impfung anmelden.
  • Für vergangenen Sonntag waren im Impfzentrum Bernexpo 1000 Menschen angemeldet.
  • Ganze 200 von ihnen erschienen aber nicht. Die Lehrerverbände rechtfertigen sich.

Noch immer ist es schwierig, im Kanton Bern einen Termin für eine Impfung gegen das Coronavirus zu erhalten. Umso erstaunlicher ist es auch, dass am Sonntag zahlreiche Menschen ihren Impftermin schwänzten – unentschuldigt.

Dabei handelte es sich ausgerechnet um Lehrer und Kita-Angestellte, die sich sogar prioritär anmelden konnten. Zumindest theoretisch gesehen.

Denn der Link zur Impfanmeldung gelangte fälschlicherweise auch in zufällige Whatsapp-Chats und auf Social Media. Dies aber, nachdem lange Zeit Termine offen blieben und der Anmelde-Link die Runde machte.

Erst nach einer knappen Woche haben die prioritären Gruppen die Termine gebucht. Offenbar hatten es nicht alle Lehrer bei der Anmeldung besonders eilig.

Was sagt der Lehrerberufsverband Bildung Bern dazu? «Ich finde es nicht richtig, die LehrerInnen als Schwänzer darzustellen», findet Franziska Schwab, Co-Leiterin Pädagogik vom Lehrerberufsverband.

Sie verweist auf die Tatsache, dass über den Link auch andere Personen Zugriff auf Impftermine erhalten hätten. Da könne es gut sein, dass unter den Impf-Schwänzern auch viele andere Personen waren.

Schwab: «Im Impfzentrum wird auch nicht nach dem Beruf gefragt. Das wäre aus organisatorischen und aus Datenschutzgründen schwierig.» Und weiter: «Wir haben von Lehrpersonen bezüglich der Impfungen vor allem dankbare Rückmeldungen erhalten.»

«Einige Lehrer halten Impfung gegen Coronavirus nicht für nötig»

Ähnlich klingt es beim Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz. Dort beteuert Zentralsekretärin Franziska Peterhans ebenfalls, vor allem positive Reaktionen erhalten zu haben.

Momentan steigen jedoch die Zahlen wieder, es kommt vor allem zu Ansteckungen in Schulen. - dpa

«Bei den Lehrpersonen ist es nicht anders als bei anderen Berufsgruppen», wendet sie jedoch ein. «Von einzelnen haben wir zwar gehört, dass sie eine Impfung nicht für nötig oder besonders wichtig halten. Die meisten sind aber froh um ihren Impftermin.»

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Im Impfzentrum Bernexpo ist es übrigens an der Tagesordnung, dass die Menschen ohne Absage nicht zu ihrem Impftermin erscheinen. Das sei mühsam wegen der Planung. Denn: Nicht nur sonntags, sondern auch unter der Woche erscheinen zahlreiche Menschen nicht für ihre Impfung gegen das Coronavirus. Dabei läuft alles reibungslos und ist perfekt organisiert.