Alexej Nawalny (†) machte Schweiz wegen Russen-Geld Vorwürfe

Der am Freitag verstorbene Alexej Nawalny jagte illegalem Geld von reichen Russen hinterher. Die Schweiz zeigte sich wenig kooperativ, kritisierte er einst.

Alexej Nawalny kritisierte die Schweiz für ihren Umgang mit Korruption und Geldwäscherei. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Tod des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny sorgt international für Empörung.
  • Nawalny setzte sich für Demokratie und Bekämpfung von Korruption ein.
  • Der Oppositionelle verurteilte die Schweiz für ihren lockeren Umgang mit reichen Russen.

Der grösste Widersacher des russischen Präsidenten Wladimir Putin ist tot. Am Freitag starb Oppositionspolitiker und Aktivist Alexej Nawalny im Alter von 47 Jahren in einem Straflager.

Für Menschenrechtler scheint klar: Nawalny wurde Putin gefährlich und musste schlussendlich wegen seiner Kreml-Kritik sterben. Aufgeklärt ist sein Tod aber noch nicht.

Nawalnys Kritik richtete sich zu Lebzeiten nicht nur an den russischen Staat. Er prangerte zudem den Umgang anderer Staaten mit Russland an. Darunter auch die Schweiz.

In einem «Swissinfo»-Interview aus dem Jahr 2016 klagte er an: «Die Schweiz ist leider erste Adresse für korrupte Russen.»

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Zum Zeitpunkt des Interviews sorgte der Fall um Artjom Tschaika, Sohn des damaligen russischen Generalstaatsanwalts, für Schlagzeilen. Tschaika soll illegal eine staatliche Firma an sich gerissen haben und Beziehungen zur Mafia gehabt haben.

Sein dadurch erwirtschaftetes Vermögen verteilte er auf der ganzen Welt. Unter anderem auch in der Schweiz: Tschaika besass ein Haus in der Nähe von Genf.

Alexej Nawalny warf Schweiz «Interesse an schmutzigem Geld» vor

Reiche Russen kämen in der Schweiz zu einfach zu Aufenthaltsbewilligungen, kritisierte Alexej Nawalny damals. «Mit Naivität hat das nichts zu tun.» Schliesslich seien die Leute in Russland gut bekannt. «Und sie sind es auch in der Schweiz.»

In der Schweiz gebe es Lobbyistengruppen, die sich für die Interessen des Kremls einsetzen, sagte er. «Das Interesse an schmutzigen Geldern ist auch nicht zu übersehen», doppelte Nawalny nach. Schweizer Bankangestellte und Beamte seien in der Geldwäsche involviert.

Nawalny, der sich in Russland einen grossen Namen in der Korruptionsbekämpfung machte, kritisierte zudem die Zusammenarbeit mit Schweizer Behörden. Diese zeigten sich zu wenig kooperativ. «Die Schweizer Rechtsbehörden haben anscheinend kein Interesse daran, die eigenen Bürger vor Dieben und Mördern zu schützen.»

Mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs geriet die Schweiz nicht nur ins Kreuzfeuer von Nawalny, sondern auch von der internationalen Gemeinschaft. Der Vorwurf: Die Schweiz unternehme zu wenig im Kampf gegen Wäscherei von Russen-Geld.

So viel Russen-Geld fror die Schweiz ein

Mit der Übernahme der EU-Sanktionen gegenüber Russland ging die Schweiz Verpflichtungen ein. Innerhalb eines Jahres wurden rund 7,5 Milliarden Franken auf Schweizer Bankkonten eingefroren.

Verschiedene Beobachter gehen allerdings davon aus, dass in der Schweiz noch immer russisches Geld zirkuliert. Die Kritik an der mutmasslichen Untätigkeit gegenüber russischen Oligarchen dürfte auch nach dem Tod von Alexej Nawalny nicht abflachen.

Auch in der Schweiz ist die Bestürzung über die Todesmeldung aus Russland gross. Das Schweizer Aussendepartement teilte am Freitag via X mit: «Die Schweiz ist bestürzt über den Tod von Alexej Nawalny, einem beispielhaften Verfechter der Demokratie und der Grundrechte.» Im EDA warte man nun eine Untersuchung zum Tod ab.