Ukraine Krieg: Experten sehen Atomwaffen in Belarus als Abschreckung

Russland hat im Ukraine-Krieg die Stationierung von Atomwaffen in Belarus angekündigt. Laut Experten will Putin damit vor allem den Westen einschüchtern.

Russland und Belarus haben sich auf die Stationierung taktischer Atomwaffen verständigt. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Wladimir Putin will Atomwaffen in Belarus stationieren.
  • Die Ansage dient vor allem als Abschreckung, sagen Experten.
  • Zudem hoffe Moskau auf mehr Macht bei allfälligen Verhandlungen.

Im Ukraine-Krieg droht eine weitere Eskalation. Am Samstag hat Kremlchef Wladimir Putin angekündigt, taktische Atomwaffen nach Belarus verschieben zu wollen.

Beobachter halten einen Einsatz allerdings für unwahrscheinlich. Russland-Experte Ulrich Schmid von der Universität St.Gallen sagt gegenüber Nau.ch: «Putin weiss, dass er im Ukraine-Krieg keine Atomwaffen einsetzen kann.»

Denn weder China noch die russische Bevölkerung würden dies tolerieren, so Schmid. Das Ziel sei demnach eher, den Westen einzuschüchtern.

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Strategie- und Sicherheitsexperte Albert A. Stahel sieht dies ähnlich. Auf Anfrage von Nau.ch hält er fest, das erste Ziel Russlands sei «eine Art Abschreckung gegenüber der Nato».

Zweitens will sich Putin laut Stahel mit der Atomwaffen-Stationierung auch in eine gute Verhandlungsposition bringen. «Der Deal könnte sein: Wir ziehen die Nuklearwaffen aus Belarus ab und ihr anerkennt unsere Eroberungen», erklärt der Fachmann.

Belarus hat im Ukraine-Krieg «kaum mehr eigenen Spielraum»

Ob Russland so die USA und andere Länder im Ukraine-Krieg einschüchtern kann, bleibt abzuwarten. Wie Schmid sagt, dürfte die Unterstützung für die Ukraine im Westen dadurch kaum abnehmen: «Im Moment scheint sich ein solcher Effekt nicht abzuzeichnen.»

Russische Soldaten in Belarus. Der Kreml hat im Ukraine-Krieg zahlreiche Truppen beim Verbündeten stationiert. - keystone

Allerdings hat Bulgarien beispielsweise aufgrund der neusten Entwicklung zu Verhandlungen aufgerufen, was Moskau entgegenkommen könnte. Für Schmid ist klar: «Jede Verhandlungslösung spielt dem Kreml in die Hände, weil die russische Aggression damit belohnt würde.»

Was gemäss Schmid an der Atomwaffen-Stationierung ebenfalls klar zu erkennen ist, ist die Rolle von Belarus selbst. «Mit dieser Ankündigung wird deutlich, dass Lukaschenko kaum mehr eigenen Spielraum hat», so der Experte. Seit den Protesten 2020 hänge die Macht des belarussischen Präsidenten ganz von Putin ab. Russland wolle neben der Ukraine auch Belarus übernehmen.