Nach Coronavirus: EU-Pandemie-Berater warnt vor psychischen Folgen

Der EU-Pandemie-Berater Peter Piot erkrankte lebensgefährlich am Coronavirus. Er warnt vor drastischen Spätfolgen der Erkrankung.

Der Virologe Peter Piot erkrankte lebensgefährlich am Coronavirus. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Virologe Peter Piot erkrankte lebensgefährlich am Coronavirus.
  • Der Berater von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erzählt von der Krankheit.
  • Er leide jetzt noch unter starken psychischen und körperlichen Einschränkungen.

Er ist nicht nur Corona-Forscher, sondern auch Corona-Patient: Der Ebola-Entdecker und EU-Berater in Sachen Pandemien Peter Piot erkrankte lebensgefährlich am Coronavirus.

In einem Interview mit dem «Spiegel» erzählt er von seiner Erkrankung. Er warnt vor den langanhaltenden Nachwirkungen und erklärt, weshalb ein Impfstoff alleine nicht als Bekämpfung ausreicht.

Der Berater von Ursula von der Leyen steckte sich Ende März an und verbrachte eine Woche im Krankenhaus. «Es wird wohl Monate dauern, bis sich meine Lunge ganz erholt hat», meint Piot. «Sie dauert verdammt lange, diese Krankheit.»

Coronavirus bringt starke Nachwirkungen mit sich

Piot erzählt im Interview von den starken Nachwirkungen, welche ihn immer noch plagen. «Ich persönlich bin psychisch zusammengebrochen, als ich aus der Klinik nach Hause kam. Ich habe sehr lange geweint», offenbart der Virologe.

Nach seiner lebensgefährlichen Krankheit erzählt der Virologe Peter Piot von den starken Nachwirkungen des Coronavirus. - Keystone

Diese psychische Belastung sei aber kein Einzelfall, warnt er. Es sei klar, dass eine Erkrankung durch Covid-19 auch psychologische und emotionale Folgen habe. Sowohl als Reaktion auf die Krankheit selbst, aber auch als Reaktion auf die Massnahmen dagegen. Piot malt ein düsteres Bild: Ein Indikator dafür könne beispielsweise eine Zunahme von Selbstmorden sein.

Ein Patient in einem Spital in Lissabon wird beatmet. - Keystone

Doch nicht nur mit psychischen, auch mit körperlichen Einschränkungen muss der Virologe leben. «Ich komme noch immer keine Treppe hoch, ohne unterwegs einen Stopp zu machen. Ich habe versucht zu joggen, weil ich das vermisse.» Doch auch dies musste er aufgrund von Atemnot wieder aufgeben.

Ein Impfstoff allein ist noch keine Lösung

«Ich habe früher gesagt: Ein Impfstoff ist unser einziger echter Ausweg. Derzeit sehe ich das differenzierter», so Piot. Natürlich gehöre der Impfstoff zu der Exitstrategie dazu. Doch auch die Gesellschaft müsse sich verändern und lernen, mit dem Virus zu leben.

Das Coronavirus wird die Gesellschaft noch lange beschäftigen. Beispielsweise mit dem Abstandhalten. - Keystone

Dass der Impfstoff das Coronavirus gänzlich von dieser Welt schaffen würde, sei eher unwahrscheinlich. «Was Lungeninfektionen betrifft, sind unsere Erfahrungen bisher nicht toll.» Selbst bei Grippeimpfungen liege die Schutzwirkung in der Regel nur zwischen 60 und 70 Prozent, so Piot.

Gegenüber dem Magazin stellt er klar: «Eigentlich bin ich ein optimistischer Mensch. Aber an einen 100-prozentig wirkenden Impfstoff glaube ich nicht.» Denn: «Bisher ging es immer und ausschliesslich darum, das Virus unschädlich zu machen. Aber vielleicht müssen wir auch darüber nachdenken, die Immunantwort zu kontrollieren.»