Mutmasslicher Spion Russlands vor Gericht
Ein Hauptmann der Bundeswehr soll sich Russland mehrfach als Agent angeboten und vertrauliche Informationen frei Haus geliefert haben. Nun steht er vor Gericht.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein 54-jähriger Hauptmann in der Bundeswehr spioniert zugunsten von Russland.
- Er übermittelt interne Informationen nach Russland.
- Russland zeigte ihm gegenüber keine Reaktion.
- Ihm drohen nun bis zu zehn Jahre Haft.
Ein Hauptmann steht vor Gericht, weil er Russland vertrauliche Informationen angeboten hat. Der 54-Jährige sei als Hauptmann der Bundeswehr für Systeme der elektronischen Kampfführung zuständig gewesen, sagte ein Vertreter der Bundesanwaltschaft bei der Verlesung der Anklage. Sein Ziel sei gewesen, «den russischen Streitkräften vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage einen Vorteil zu verschaffen».
Ein Offizier der Bundeswehr steht wegen besonders schwerer Spionage zugunsten Russlands von heute an in Düsseldorf vor dem Oberlandesgericht.
Von einem Laufwerk der Bundeswehr habe er Informationen auf eine CD geladen und diese in den Briefkasten des russischen Konsulats geworfen. Mit seinem Handy habe er zudem Ausbildungsunterlagen der Luftwaffe fotografiert.
Vertrauliche Informationen für russische Botschaft in Berlin
Mehrfach habe der Hauptmann dann von sich aus ab Mai 2023 dem russischen Konsulat in Bonn und der russischen Botschaft in Berlin vertrauliche Informationen zukommen lassen mit dem Zusatz: «gerne mehr». Obwohl er keine Reaktion erhalten habe, habe er es immer wieder versucht: per Posteinwurf, per E-Mail, mit Telefonanrufen aus dem Internet und von einem Münzfernsprecher.
Mit den Worten, das Wissen, dass er zur Verfügung stellen könne, würde «ein beträchtliches Plus für die russischen Streitkräfte und die russische Föderation bedeuten», habe er für sich als Agenten geworben. Der Angeklagte kündigte eine Einlassung an. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft.
Beamte des Bundeskriminalamtes hatten den Hauptmann am 9. August in Koblenz festgenommen. Seitdem ist er in Untersuchungshaft. Damals hatten Einsatzkräfte die Wohnung und den Arbeitsplatz des Beschuldigten durchsucht.
Der Senat unter Vorsitz von Richter Lars Bachler hat für den Prozess bis 24. Juni sieben Verhandlungstage angesetzt.