Missbrauchsskandal in England: Schwere Vorwürfe gegen Polizei

In einem der aufsehenerregendsten Missbrauchsskandale der britischen Geschichte hat die zuständige Aufsichtsbehörde der Polizei schwere Vorwürfe gemacht.

Britische Polizeibeamte sichern einen Tatort ab. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die britische Polizei sieht sich mit einem heftigen Missbrauchsskandal konfrontiert.
  • In Rotherham sollen 1400 Mädchen bandenmässig sexuell missbraucht worden sein.
  • Die Polizei schaute dabei weg: Oft wohl auch absichtlich.

Wie aus einem am Mittwoch veröffentlichten Untersuchungsbericht des Independent Office for Police Conduct (IOPC) hervorgeht, nahmen die Ermittler in der nordenglischen Stadt Rotherham die minderjährigen Opfer eines jahrelang aktiven Missbrauchsrings oftmals nicht ernst, schauten weg oder machten sie selbst verantwortlich für die an ihnen begangenen Verbrechen.

«Wir haben in vielen Fällen festgestellt, dass Verbrechen nicht wie vorgesehen registriert wurden, einschliesslich Berichte über sexuelle Übergriffe und sexueller Aktivitäten mit einem Kind», heisst es in dem Bericht.

1400 Mädchen von Banden sexuell missbraucht

Zwischen 1997 und 2013 waren in Rotherham nahe Sheffield etwa 1400 Mädchen im Alter von 11 bis 16 Jahren Opfer bandenmässigen sexuellen Missbrauchs geworden. Viele der Opfer stammten aus schwierigen familiären Verhältnissen oder lebten in Heimen. Sie wurden vergewaltigt, geschlagen und bedroht. Die Täter waren überwiegend aus Pakistan stammende Männer. In mehreren Prozessen wurden Dutzende Männer zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Im Fokus der Untersuchung standen nun 47 aktive und ehemalige Polizisten. Bei acht von ihnen stellte die Aufsichtsbehörde Fehlverhalten fest, in sechs Fällen schweres Fehlverhalten. Einige der Beamten waren bereits pensioniert und konnten daher nicht disziplinarrechtlich belangt werden. In fünf Fällen gab es Ermahnungen. Entlassungen gab es jedoch keine.