Italien gedenkt der Corona-Toten: Bäume für neues Leben in Bergamo

Vor einem Jahr rollten Militärlastwagen mit Särgen von Corona-Toten durch die norditalienische Stadt Bergamo. Am Donnerstag begehen Menschen in ganz Italien den ersten nationalen Gedenktag für die Opfer der Pandemie, die das Land 2020 bei der ersten Virus-Welle härter traf als viele andere in Europa.

ARCHIV - Mitarbeiter eines Bestattungsunternehmens schieben einen Sarg. Foto: Claudio Furlan/LaPresse via ZUMA Press/dpa - sda - Keystone/LaPresse via ZUMA Press/Claudio Furlan

Ministerpräsident Mario Draghi will aus Rom anreisen, um in der Stadt mit ihren rund 120 000 Einwohnern gegen Mittag einen Gedenkwald für die Pandemie-Toten symbolisch zu eröffnen.

«Wir wollten ein Denkmal entwickeln, das etwas Lebendes ist. Dabei sind wir auf Bäume gekommen. Die neuen Bäume sind Zeichen, dass wir diejenigen nicht vergessen, die tot sind», berichtet Marco Boschini, einer der Väter des Projektes, das in einem Park in der Nähe des grossen Krankenhauses «Papa Giovanni XXIII» entsteht. Boschini ist Koordinator des Kommunalverbandes Comuni Virtuosi, der den Plan für den Gedenkwald seit letzten Sommer vorangetrieben hatte.

«Mehr als 6000 Menschen sind in der ersten Welle der Pandemie in der Provinz Bergamo gestorben. In der Stadt alleine waren es rund 750 Tote», sagt Boschini. Für sie sollen die rund 750 neuen Bäume und Sträucher angepflanzt werden. Einige Dutzend seien schon gesetzt worden. Am Donnerstag soll ein Baum, der aus Biccari im süditalienischen Apulien gespendet wurde, symbolträchtig gefeiert werden.

Im März 2020 waren in der Stadt derart viele, meist alte Patienten mit dem damals noch neuen Virus Sars-CoV-2 gestorben, dass der Platz in Leichenhallen und Krematorien nicht mehr reichte. Das Militär schickte Lastwagen, um die Toten in andere Gebiete zu transportieren. Die Bilder dieser Kolonnen gingen als Symbol des Schreckens um die Welt. Das Gebiet um Bergamo war das europäische Epizentrum der Krise.

Anfangs habe man noch gedacht, das Virus tobe in anderen Teilen der Welt, berichtete Bürgermeister Giorgio Gori. «Aber da war es hier schon angekommen und ist mit unheimlicher Gewalt explodiert.» Schwerpunkt war der Norden des Landes, besonders die Lombardei.

In Italien mit seinen 60 Millionen Menschen hatte am 10. März ein erster strenger Lockdown begonnen. Trotzdem zählte das Mittelmeerland Ende März einen damaligen Höchststand von fast 1000 Toten in 24 Stunden. Erst im Mai wurden die Sperren schrittweise gelockert.