Ischgl-Prozess um Covid-Opfer: Staat Österreich lehnt Vergleich ab

Zum Auftakt des Prozesses um den Corona-Ausbruch in Ischgl machte Österreich klar: Der Staat lehnt einen Vergleich ab.

Das «Kitzloch» in Ischgl. Der Ski-Ort wurde zu einem Hotspot der Corona-Krise. - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Prozess um den Corona-Ausbruch in Ischgl hat Österreich einen Vergleich abgelehnt.
  • Die Republik ist überzeugt, dass die Behörden im Frühjahr 2020 richtig gehandelt haben.

Beim ersten Prozess um den folgenschweren Corona-Ausbruch im Tiroler Skiort Ischgl hat der österreichische Staat eine einvernehmliche Lösung und Vergleichsverhandlungen abgelehnt. Die Republik vertritt die Auffassung, dass Regierung und Behörden mit dem damaligem Wissen über das Virus richtig handelten und die Klage deshalb grundlos ist – dies wurde zum Auftakt des Verfahrens am Freitag deutlich.

Vor dem Wiener Landgericht fordern die Witwe und der Sohn eines an Covid-19 gestorbenen Österreichers, der sich bei der chaotischen Abreise aus Ischgl angesteckt haben soll, rund 100'000 Euro Schadenersatz vom Staat.

Kläger: Behörden reagierten zu spät

Der beliebte Ski- und Partyort wurde im März 2020 wegen steigender Fallzahlen plötzlich geschlossen. Reiserückkehrer trugen das Virus in viele Heimatländer weiter. Laut Klägeranwalt Alexander Klauser reagierten Behörden aber zu spät auf die ersten Infektionen und setzten Gesundheitsmassnahmen nicht ausreichend um.

Der österreichische Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz. - keystone

Ausserdem habe Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am 13. März eine Quarantäne für Ischgl ohne Vorbereitungen verkündet. Tausende Urlauber seien dadurch unkontrolliert und dicht an dicht gedrängt geflohen. «Wer sich noch nicht in der Woche davor mit dem Coronavirus infiziert hatte, infizierte sich jetzt in überfüllten Pkws und Skibussen,» sagte Klauser vor Journalisten.

Bei dem Gericht sind bislang 15 Klagen zu Ischgl eingegangen. Der österreichische Verbraucherschutzverein (VSV), der die Klagen unterstützt, rechnet jedoch damit, dass insgesamt bis zu 3000 Ansprüche an den Staat gestellt werden.