EU-Kommissionschefin: Seekorridor für Gaza unbedingt notwendig
Ursula von der Leyen begründet die Hilfslieferungen auf dem Seeweg mit der Notlage der palästinensischen Bevölkerung. Bei der Hilfe seien «alle gefordert».
Angesichts der extremen Notlage der Bevölkerung im Gazastreifen erwartet EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen mehr Hilfe auch aus Israel. Das Land komme seiner Pflicht zur Versorgung der Menschen «nur begrenzt» nach und müsse mehr tun, um ziviles Leben zu schützen, sagt sie am Sonntag im ZDF-«heute journal». In dem Küstenstreifen läuft seit Oktober ein israelischer Militäreinsatz gegen die islamistische Hamas – als Reaktion auf ein beispielloses Massaker der Extremisten in Israel.
Der nun geplante Seekorridor von Zypern nach Gaza sei unbedingt nötig, «weil wir eine humanitäre Katastrophe zurzeit erleben», sagt von der Leyen weiter. Mit Israel sei dies abgesprochen. «Entscheidend ist: Die Israelis können auf zypriotischer Seite die Waren kontrollieren und damit den Sicherheitscheck machen. Dann geht es auf das Schiff und in Richtung Gaza.» Gefragt nach einem weiteren Landzugang für Hilfsgüter von Israel aus sagte sie, darum werde ebenfalls «intensiv gerungen». Bei der Hilfe seien «alle gefordert».
Schlepper «Open Arms» wartet auf Abreise
Das Schiff «Open Arms» der gleichnamigen spanischen Hilfsorganisation lag am Sonntag mit Hilfsgütern fertig beladen im Hafen des zyprischen Larnaka. Es wird erwartet, dass es frühestens am Montagmorgen in See sticht, wie der zyprische Rundfunk (RIK) meldete. Larnaka liegt rund 400 Kilometer vom Gazastreifen entfernt. An den Hilfslieferungen über die kleine EU-Republik und auf dem Seeweg wollen sich mehrere Staaten, darunter auch Deutschland, sowie verschiedene Organisationen beteiligen.
Wo genau das Schiff anlanden und wie die Hilfe dann zu den Menschen gelangen soll, war zunächst unklar. Das Anliefern der Güter gilt als grosse Herausforderung, weil es im Gazastreifen nur einen kleinen Fischerhafen gibt, der nicht tief genug für Frachtschiffe ist. Das US-Militär will deshalb gemeinsam mit internationalen Partnern einen temporären Hafen einrichten, dessen Bau aber zwei Monate dauern wird.