Soldaten bekämpfen Flammen im brasilianischen Regenwald

Lange hat er gezaudert, jetzt schickt Brasiliens Präsident die Streitkräfte in das Katastrophengebiet am Amazonas. Auch Tausende Kilometer entfernt in Biarritz stehen die Brände auf der Agenda. Die G7 wollen beim Kampf gegen die Flammen helfen.

Bei einem Brand nahe der Stadt Caneiras do Jamari in Bundesstaat Rondônia steigt dichter Rauch auf. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach der weltweiten Empörung über die verheerenden Brände im brasilianischen Amazonasgebiet greifen nun die Streitkräfte des Landes ein.

Am Wochenende starteten in Porto Velho im Bundesstaat Rondônia zwei Löschflugzeuge der Luftwaffe vom Typ Hercules zu ihren Löscheinsätzen, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Auf Videos war zu sehen, wie die Piloten über den Waldbrandgebieten Tausende Liter Wasser abwarfen. Darüber hinaus stehen Zehntausende Soldaten zur Unterstützung bereit.

Am Sonntag wurden zudem Feuerwehrleute der Streitkräfte in den Bundesstaat Rondônia verlegt, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Die Einheit sei speziell für die Bekämpfung von Waldbränden ausgebildet und solle die lokalen Einsatzkräfte bei den Löscharbeiten unterstützen.

Unterdessen baten immer mehr Bundesstaaten das Militär um Hilfe. Am Sonntag beantragte auch der Bundesstaat Amazonas Unterstützung durch die Streitkräfte, wie die staatliche Nachrichtenagentur Agência Brasil berichtete. Damit können die Soldaten nun in sieben Bundesstaaten bei den Löscharbeiten helfen und Brandstifter verfolgen: Neben Amazonas forderten auch Rondônia, Roraima, Pará, Tocantins, Acre und Mato Grosso Hilfe an. Zuvor hatte Präsident Jair Bolsonaro den Einsatz des Militärs im Inneren per Dekret erlaubt.

Für die Bekämpfung der Waldbrände stellte die brasilianische Regierung zusätzliches Geld zur Verfügung. Das Wirtschaftsministerium habe mit sofortiger Wirkung 38,5 Millionen Reais (8,3 Mio Euro) freigegeben, berichtete das Nachrichtenportal G1. Damit sei einer Anforderung des Verteidigungsministeriums entsprochen worden.

Insgesamt stehen in der Region mehr als 43 000 Soldaten zur Verfügung. «Der Einsatz wird vor allem in der Verhütung und Verfolgung von Umweltverbrechen sowie der Unterstützung bei den Löscharbeiten bestehen», sagte Azevedo. Umweltminister Ricardo Salles bat die Bundesstaaten um Hilfe: «Wir wissen, dass viele nur begrenzte Kapazitäten haben, aber wir können diese Aktion ohne die örtliche Unterstützung nicht durchführen.»

In Brasilien wüten die schwersten Waldbrände seit Jahren. Seit Januar nahm die Zahl der Feuer und Brandrodungen im grössten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach Angaben der brasilianischen Weltraumagentur INPE vom Sonntag um 82 Prozent zu. Insgesamt wurden mehr als 79 000 Brände registriert. Betroffen waren meist Flächen in Privatbesitz, aber auch in Naturschutzgebieten und Ländereien der indigenen Bevölkerung brechen immer wieder Feuer aus.

Umweltschützer werfen dem rechten Präsidenten Bolsonaro vor, ein politisches Klima geschaffen zu haben, in dem sich Bauern zu immer mehr Abholzung und Brandrodung ermutigt sehen. Der Staatschef hat immer wieder klar gemacht, dass er die Amazonasregion vor allem mit ungenutztem wirtschaftlichen Potenzial verbindet.

Die verheerenden Brände bereiten auch Papst Franziskus Sorge. «Beten wir, damit sie mit dem Einsatz aller so schnell wie möglich gebändigt werden», sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Sonntag vor Tausenden Gläubigen nach dem Angelus-Gebet auf dem Petersplatz. «Diese Lunge aus Wäldern ist lebensnotwendig für unseren Planeten.»

Die Brände wurden auch beim Gipfel der grossen Industriestaaten (G7) im französischen Biarritz diskutiert. Der Amazonasregenwald kann riesige Mengen CO2 binden und ist deshalb im Kampf gegen den Klimawandel von globaler Bedeutung. Auch in Brasiliens Nachbarländern Peru und Bolivien hatten die Waldbrände zuletzt kräftig zulegt.

Angesichts des Flammeninfernos wollten die G7-Staaten nun rasche Hilfe anbieten. Mit den Ländern der Region in Südamerika werde Kontakt aufgenommen, sagte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron. Es gehe um «technische und finanzielle Mittel». Zudem solle es auch Unterstützung bei der Aufforstung geben.