Ohne Schutzkleidung: Syngenta-Stiftung verkauft Pestizide in Afrika

Die Syngenta-Stiftung bezeichnet sich als Entwicklungsorganisation – und promoviert Pestizide. Die nötige Schutzkleidung sei aber nicht ihre Verantwortung.

In Kenia werden immer mehr Pestizide eingesetzt. Gleichzeitig steigt auch die Krebsrate. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Syngenta-Stiftung will «gewöhnliche Bauern zu erfolgreichen Geschäftsleuten» machen.
  • Dafür promovieren sie unter anderem in Kenia den Gebrauch von hochgefährlichen Pestiziden.
  • Die nötige Schutzkleidung fehlt aber, wie eine neue Recherche zeigt.

Die Syngenta-Stiftung setzt sich weltweit für eine nachhaltige Landwirtschaft ein . In Zusammenarbeit mit verschiedenen Entwicklungszusammenarbeits-Organisationen unterstützt die Stiftung Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Gleichzeitig ist sie eine Tochtergesellschaft des Pestiziden-Herstellers Syngenta. Ist dies ein Widerspruch?

Ein wichtiger Standort der Syngenta-Stiftung ist beispielsweise Kenia. Im Rahmen einer gemeinsamen Recherche haben Tamedia und Reflekt die Region besucht, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Dort sollen Bäuerinnen und Bauern unter anderem in sogenannten «Farmer Hubs» einfacher an Saatgut und Pestizide kommen.

Die meisten können sich Schutzkleidung nicht leisten

Die Farmer Hubs verkaufen Syngenta-Pestizide und empfehlen diese sogar ihren Kunden. Dabei wurden sie zum Teil von der Weltgesundheitsorganisation WHO als hochgiftig eingestuft. Auf den Produktbeschreibungen der Pestizide wird zudem Schutzkleidung als notwendig beschrieben. Wie die Recherche zeigte, wird diese in den Farmer Hubs aber nur selten bis gar nicht angeboten.

Denn die meisten Bauern können sich die Schutzkleidung gar nicht leisten. Die Stiftung ist sich des Problems bewusst: Man habe Informationsblätter verteilt und sehe ein, dass der Mangel an Schutzkleidung in Kenia ein Problem darstellen könnte, versichert die Syngenta-Stiftung dem «Tages-Anzeiger».

Trotzdem trägt nur einer von sechs Menschen, die mit den Pesitizid-Sprays arbeiten Schutzkleidung, erfahren die Journalisten aber vor Ort. «Praktisch jeder kennt jemanden, der Krebs hat», sagt ein Mitarbeiter der Stiftung. «Für unsere Gemeinde wäre es besser, wenn wir weniger oder keine Pestizide einsetzten würden», findet er. Ob die häufigen Krebsfälle in Kenia wirklich mit den Pestiziden zu tun haben, wird zurzeit untersucht.

Für die Bereitstellung von Schutzkleidung fühlt sich die Stiftung aber nicht verantwortlich. Sie schreibt: «Der Zugang zu und die Verwendung von Schutzausrüstungen ist komplex und hängt von den persönlichen Entscheidungen der Landwirte ab.»

«Aus gewöhnlichen Bauern erfolgreiche Geschäftsleute»

Auch die UNO macht sich Sorgen über den starken Anstieg des Pestizideinsatzes. In einem Bericht zeigt sich die Sonderberichterstatterin für das Recht auf Ernährung alarmiert über das Verhalten der Pestizidindustrie. Diese leugne «das Ausmass der durch die Chemikalien verursachten Schäden» und verfolge «aggressive, unethische Marketingtaktiken», zitiert die Zeitung.

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Eigentlich sollte die Stiftung aber kein Marketing betreiben. Als gemeinnützige Organisation ist ihr Auftrag, im Allgemeininteresse zu handeln – nicht aber, Samen von Syngenta zu verkaufen. Gemäss der Stiftung haben die Farmer Hubs zwar freie Wahl, welche Produkte sie anbieten, in der Realität sieht das aber offenbar anders aus.