Ukraine-Krieg: Experte erklärt Bidens Zögern bei Abrams-Panzer

Nach langem Zögern erklärte Biden sich bereit, der Ukraine Abrams-Panzer zu liefern. Ein Experte erklärt nun, warum diese im Ukraine-Krieg kaum helfen.

US-Präsident Joe Biden. - sda - Keystone/AP/Susan Walsh

Das Wichtigste in Kürze

  • Joe Biden hat der Ukraine die Lieferung von Abrams-Kampfpanzern zugesichert.
  • Das US-Militär hält diese im Ukraine-Krieg allerdings für «nicht nützlich».
  • Experte Albert A. Stahel bemängelt die aufwendige Ausbildung der «Treibstoff-Fresser».

Die USA erklärten sich im Januar dazu bereit, 31 Kampfpanzer vom Typ M1 Abrams an die Ukraine zu liefern. Diese sollten es dem von Russland angegriffenen Land ermöglichen, sich besser zu verteidigen, hiess es damals.

Doch nun wurde bekannt: Das US-Militär hält die Abrams im Ukraine-Krieg für «nicht nützlich». Joe Biden habe nur auf Druck von Deutschland zugesagt, die Panzer zu liefern.

Denn: Die Deutschen hätten eine US-Zusage zu den Abrams zur Bedingung für die Lieferung ihrer Leopard-Panzer gemacht. Und im Gegensatz zu den US-Panzern seien Leoparden das, «was die Ukraine braucht», so Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan.

Nicht nur die Biden-Regierung ist den Abrams-Panzern kritisch eingestellt. Militär- und Strategie-Experte Albert A. Stahel erklärt bei Nau.ch die Schwächen des Modells.

Abrams im Ukraine-Krieg «nicht kriegsentscheidend»

Zum einen weist Stahel auf die Dauer der Ausbildung für Abrams-Panzer hin: «Die Elektronik betreffend Feuerleitung und der Abwehrmassnahmen eines Abrams-Panzers ist viel komplizierter als jene eines Leoparden.» Somit dauere die Ausbildung zur Bedienung viel länger.

Andererseits ist auch das Thema Treibstoff zentral. Der Abrams benötige primär Kerosin – und sei «ein Treibstoff-Fresser». «Damit ist die Logistik für Abrams-Panzer komplexer und grösser», hält Stahel fest. Ausserdem würde die ukrainische Logistik durch einen weiteren Panzertyp «noch komplizierter».

Bis die US-Kampfpanzer tatsächlich in der Ukraine einsatzbereit sind, könne es eine Weile dauern. «Abrams kämen erst in einem Jahr und wären damit im Gegensatz zu den Leoparden nicht kriegsentscheidend», so der Experte.

Biden habe Scholz «mit seiner Abrams-Zusicherung zum Entscheid der Leoparden-Lieferung zwingen» müssen, hält Stahel fest.

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Erst am Freitag, dem Jahrestag des Ukraine-Kriegs, erhöhte Deutschland die Anzahl der versprochenen Leopard-2-Panzer. Statt ursprünglich 14 sollen jetzt 18 Kampfpanzer dieses Typs in den Ukraine-Krieg geschickt werden.

Am Montag widersprach die deutsche Regierung der US-Darstellung in der Panzer-Debatte. Aus deutscher Sicht sei die Entscheidung für die gemeinsame Lieferung von Kampfpanzern einvernehmlich getroffen worden.

Im Januar erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit bereits: «Es hat zu keinem Zeitpunkt (...) ein Junktim oder eine Forderung gegeben, dass das eine zu erfolgen habe, damit das andere erfolgen kann.» An dieser Darstellung gebe es auch heute nichts zu korrigieren, so der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner.