Finanzen: Wo ist unser Geld nach Credit Suisse Trauerspiel sicher?

Das Ende der Credit Suisse wirft eine grosse Frage auf: Wo sind unsere Finanzen noch in Sicherheit? Ein monetärer Streifzug vom Bitcoin bis zum Silber.

Credit-Suisse - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Bankenkrise reflektiert die Verwundbarkeit des Finanzsystems.
  • Die Krisenwährungen Gold, Silber und Bitcoin haben zugelegt.
  • Silber bleibt unter dem Radar, hat aber Zukunft.

Sicher ist auf dieser Welt ist nichts – ausser der Tod und die Steuern. Das schrieb der US-Tausendsassa Benjamin Franklin vor über 200 Jahren. Prüfen wir mit diesem ernüchternden Gedanken im Hinterkopf, wo unsere Finanzen noch relativ sicher sind.

Finanzen: halbiert in 20 Jahren

Das Bankkonto erhält seinen Wert nur nominell. Die Inflation betrug in der Schweiz im Februar offiziell 3,4 Prozent.

Bei dieser Rate halbiert sich die Kaufkraft bezüglich der Finanzen beinahe in 20 Jahren. Doch im Portemonnaie schmerzt die Teuerung noch mehr. Denn zum Beispiel die explodierenden Immobilienpreise und Krankenkassenprämien fliessen gar nicht in die Inflationsberechnung ein.

Um die Inflation zu entschuldigen, argumentiert die Politik oft mit dem Ukraine-Krieg und der Covid-Pandemie.

Die Wurzeln reichen aber tiefer. Seit der Finanzkrise von 2008 haben die Staaten rekordhohe Schulden aufgetürmt und die Notenbanken die Geldmenge massiv aufgebläht. Das lateinische «Inflare» heisst «aufblähen». Der komplizierteste Patient ist nicht eine einzelne Bank, sondern unser System der Finanzen.

Bitcoin: digitales Gold?

Nicht aus Zufall entstand der Bitcoin als Reaktion auf die Finanzkrise. Die Kryptowährung sollte sich unabhängig von der staatlichen Kontrolle und den Zentralbanken entwickeln können. Und das Logo des Bitcoins bewusst Assoziationen zum Gold wecken. Und siehe da: Im Zeichen der US-Bankenpleiten und des Credit Suisse-Trauerspiels schnellte der Bitcoin wieder um 40 Prozent hoch.

Krisenwährungen: Vor- und Nachteile

Als zweiter Gewinner der Bankenkrise erreichte das echte Gold zwischenzeitlich fast die 2000-Dollar-Marke pro Unze. In seinem Schatten legte auch Silber zu.

Bitcoins, Gold und Silber schaffen keinen Mehrwert. Aber sie sind Krisenwährungen, die unabhängig vom Finanzsystem funktionieren – und von jeder Vertrauenskrise profitieren.

Stephan Lehmann-Maldonado schreibt auf Nau.ch regelmässig zum Thema Finanzen. - zVg

In einem digitalen Wallet lassen sich hohe Summen an Bitcoins speichern. Doch die digitale Münze basiert auf einer IT-Formel. Wie beim Papiergeld hängt der Wert vom Vertrauen ab.

Zudem verschlingt die Produktion viel Energie. Gold und Silber verkörpern handfeste Ressourcen, die seit Jahrtausenden hoch im Kurs, jedoch nur mühsam transportierbar sind.

Silber: geheimer Favorit?

Unterschätzt wird oft Silber. Die Gold-Silber-Ratio zeigt, wie sich die beiden Edelmetalle im Verhältnis zueinander entwickeln. Momentan ist Silber über 80-mal billiger als Gold.

Im letzten Jahrhundert bewegte sich die Kennzahl bei rund 45. In grauer Vorzeit lag das Verhältnis oft bei 15, was dem Vorkommen in der Erdkruste entspricht.

Im Vergleich zu Gold scheint Silber somit günstig. Langfristig bietet es ein Aufwärtspotenzial. Umso mehr, weil er auch in Boom-Branchen wie der Elektromobilität, der Kommunikation und der Medizinaltechnik begehrt ist.

Schliessen wir mit einer Wanderer-Weisheit: Es lohnt sich, auch Proviant für Krisen mitzunehmen.

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Zum Autor:

Stephan Lehmann-Maldonado bringt zwei seiner Steckenpferde zusammen: die Faszination fürs Wirtschaftsgeschehen und jene für klare Kommunikation.

Schon während seines Finance-Studiums an der Universität Zürich hat er für Wirtschaftsmedien geschrieben. Später hat er sein Wissen in der Bankpraxis und beim Unterrichten von Lernenden vertieft. Heute führt er eine kleine Kommunikationsagentur.