Kanton will demente Menschen möglichst lange integrieren

Der Kanton Zürich will eine breit abgestützte und unabhängige Organisation gründen, die koordinative, initiative und kommunikative Aufgaben im Bereich Demenz übernimmt. Der Regierungsrat hat der Gesundheitsdirektion einen entsprechenden Auftrag erteilt.

In Wiedlisbach ziehen die ersten Bewohner mit Demenz in das «Juradorf» der Alters- und Pflegeeinrichtung Dahlia. (Symbolbild) - Keystone

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Da der Umgang mit Demenz alle Bereiche der Gesellschaft betrifft, sind neben der Gesundheitsdirektion auch die Sicherheitsdirektion und die Direktion der Justiz und des Innern involviert. Zudem wird sie vom Gemeindepräsidentenverband, der Alzheimervereinigung und Pro Senectute Kanton Zürich - die wichtigsten Stakeholder im Bereich Demenz - unterstützt.

"Das Ziel ist die Erarbeitung und Förderung von Strukturen, die dazu beitragen, dass Menschen mit Demenz so lange wie möglich am gesellschaftlichen Alltag teilhaben können», sagte Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger (FDP) am Donnerstag vor den Medien.

Das Projekt mit dem Arbeitstitel «Mäander» - benannt nach dem Fluss in Kleinasien - will die verschiedenen Akteure wie Private und private Organisationen, Fachwelt, Wirtschaft, öffentliche Hand und Betroffene zusammenbringen.

Ausserdem soll es den Lösungsprozess steuern und beispielsweise Netzwerke bilden. Die dritte Aufgabe ist die Kommunikation: Wissen und Lösungen sollen vermittelt werden - beispielsweise indem strukturierte thematische Programme lanciert werden.

Einführung für 2020 geplant

Das Projekt steht nun vor der Initialisierungs-Phase, in der unter anderem die Machbarkeit des Vorhabens geprüft wird. Die Phase soll voraussichtlich bis Ende Jahr abgeschlossen sein. Verläuft alles nach Plan, wird die neue Institution 2022 eingeführt.

Jürg Schmid von der Alzheimervereinigung Kanton Zürich bezeichnete das Projekt als «sinnvoll und wichtig», da sie auch für die nächsten Jahre viele Handlungsfelder in der Demenzarbeit sähen. «Die Konzentration der Kräfte ist wichtig», sagte er.

Für Franjo Ambroz, Pro Senectute Kanton Zürich, besteht ein grosser Bedarf an einer koordinierten und sektorenübergreifenden Zusammenarbeit. «Wir haben die fehlende Koordination in den letzten Jahren immer mehr gemerkt», sagte er.

25'000 Demenzerkrankte im Kanton Zürich

Demenz ist im Kanton Zürich ein grosses Thema. Aktuell leben hier rund 25'000 Erkrankte. «Die Anzahl Menschen mit Demenz im Kanton Zürich wird sich bis 2040 voraussichtlich verdoppeln», sagte Heiniger. Pro erkrankter Person seien durchschnittlich drei Angehörige mitbetroffen, da sie in die Betreuung einbezogen seien.

Das Thema ist damit auch von volkswirtschaftlicher Bedeutung: Pro Jahr ergeben sich im Kanton rund 2,1 Milliarden Franken direkte und indirekte demenzbezogene Kosten. «Das entspricht beispielsweise 15 Prozent des Kantonsbudgets», sagte Heiniger.

Kantone und Bund haben den Handlungsbedarf erkannt und die Nationale Demenzstrategie 2014 bis 2019 lanciert. In Zürich wurden im Rahmen dieser Strategie verschiedene Angebote, Instrumente und Grundlagen entwickelt wie AIDA-Care, Zugehende Beratung bei Demenz und CareNet+.

Zudem treffen sich seit 2015 beispielsweise Patientenorganisationen, Gesundheitsversorger, Behörden, Politik, Bildung und Forschung einmal pro Jahr im Rahmen des Zürcher Demenzforums zur Standortbestimmung. «Wir wollten alle an einen Tisch bringen und den Austausch pflegen», sagte Heiniger.

Ihre Erkenntnisse nach vier Umsetzungsjahren: Die Gesundheitsversorgung im Bereich Demenz hat sich verbessert und wird aktiv weiterentwickelt und Demenz ist eine gesamtgesellschaftliche und dauerhafte Angelegenheit. «Es ist nach 2019 nicht fertig», sagte Heiniger. «Die grossen Herausforderungen stehen uns erst bevor.« Das Projekt «Mäander» soll dabei helfen.

-Mitteilung der SDA (mba)