Vier Titel in einem Jahr: Klopps historisches Ziel
Das Wichtigste in Kürze
- In diesem Jahr könnte Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool vier Titel holen.
- Vor ihm hat dies noch kein Trainer der Reds geschafft.
- Die Voraussetzungen sind gut - seine Mannschaft ist in Topform.
Sechs Titel in der Uefa Champions League. 19 englische Meisterschaften. Dazu drei UEFA-Cups, die heute Europa League heissen, und sieben nationale FA-Pokale: In kaum einem anderen Vereinsmuseum dieser Welt werden schon jetzt so viele Trophäen ausgestellt wie in dem des FC Liverpool.
Im Frühling kann Jürgen Klopp etwas schaffen, das von Bill Shankly bis Kenny Dalglish keiner der Club-Legenden seit 1892 gelang: Gleich vier Titel in nur einer Saison zu gewinnen.
Das Champions-League-Halbfinale beim FC Villarreal (Dienstag, 21.00 Uhr/Amazon Prime) ist die nächste Hürde auf diesem Weg. Nach dem bemerkenswert einseitigen 2:0-Erfolg im Hinspiel ist die längst nicht mehr so hoch wie zuvor.
Trotzdem warnte Klopp vor einem «gefährlichen Ergebnis» und der grossen Herausforderung, ständig von einem Wettbewerb zum nächsten zu springen. «Ich bin nicht schlau genug, um zwei Dinge gleichzeitig zu versuchen», sagte er: Sich auf das nächste Spiel zu konzentrieren und über die Aussicht auf mehrere Titel zu freuen.
«Gewinnen wir besser jedes Spiel»
«Es ist eine gute Situation für uns. Aber die Anzahl der Spiele, die wir noch spielen müssen, ist sehr hoch. Ob mit oder ohne Champions-League-Finale: Es ist viel für uns, also gewinnen wir besser jedes Spiel, weil es sonst schwierig werden könnte.» Das Endspiel im englischen Ligapokal gegen Chelsea gewann der LFC immerhin schon Ende Februar.
Um den Wert von Klopps Arbeit einzuschätzen, lohnt ein Blick zurück auf seinen ersten Arbeitstag in Liverpool im Oktober 2015. «Bitte geben Sie uns Zeit für die Arbeit. Aber ich denke: Wenn ich in vier Jahren hier sitze, werden wir vielleicht einen Titel haben», sagte der Coach bei seiner ersten Pressekonferenz.
Der 54-Jährige übernahm den Club damals auf Platz zehn der Premier League. Seitdem kamen unter anderem hinzu: das Champions-League-Finale 2018, der Champions-League-Sieg 2019, die englische Meisterschaft 2020 und die Club-WM im selben Jahr. «Er ist ein Trainer, unter dem ich auch gerne gespielt hätte», sagte der frühere Liverpool-Stürmer Robbie Fowler.
Erfolgsteam muss umgebaut werden
Nicht allein in Titeln aufzuwiegen ist Klopps Verdienst, ein Team aufgebaut zu haben, das Stabilität auf höchstem Niveau beweist. Seit seiner ersten kompletten Saison 2016/17 holte er mit dem FC Liverpool im Schnitt mehr als 83 Punkte pro Saison. Der FC Bayern München hat sein hohes Niveau nach dem Champions-League-Erfolg 2020 nicht halten können. Klopps aktuelles Team scheint dagegen noch stärker zu sein als beim Champions-League-Triumph 2019.
Ein Grund dafür ist auch jener Spieler, der vor zwei Jahren von den Bayern nach Liverpool wechselte: Thiago Alcantara. Der Spanier ist einer der wenigen Spielmacher dieses Planeten, der als Balljäger wie Ballverteiler gleichermassen Weltklasse-Niveau besitzt. Den Münchnern fehlte jemand wie er, als sie sich im Viertelfinale an dem FC Villarreal die Zähne ausbissen. Bei den Reds war er im Hinspiel gegen den amtierenden Europa-League-Sieger der beste Mann.
Thiago ist 31 Jahre alt, Kapitän Jordan Henderson genauso. Abwehrchef Virgil van Dijk ist auch schon 30, Stürmerstar Mo Salah steht kurz davor. Jürgen Klopp wird sein Erfolgsteam in den nächsten Jahren umbauen müssen.
Egal wie viele Titel es in diesem Jahr gewinnt. Aber die nötige Zeit dafür hat er ja noch: Seinen Vertrag verlängerte er erst nach dem Hinspiel gegen Villarreal bis 2026.