Die Erzfeinde Armenien und Türkei wollen jeweils Beauftragte zur Normalisierung ihrer konfliktreichen Beziehungen benennen.
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Armenien und Türkei benennen Beauftragte zur Normalisierung ihrer Beziehungen - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Beide Länder seit Jahrzehnten verfeindet.

Armenien sei «zu einer Normalisierung der Beziehungen zur Türkei ohne Vorbedingungen bereit», erklärte der Sprecher des armenischen Aussenministeriums, Vakhan Hounanian, am Dienstag im Online-Dienst Facebook. Dazu werde ein «Sonderbeauftragter für den Dialog» mit Ankara ernannt. Die Türkei hatte am Vorabend eine ähnliche Ankündigung gemacht.

Der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu hatte am Montagabend die Ernennung eines Beauftragten für Armenien sowie die Einrichtung von Charterflügen von Istanbul in die armenische Hauptstadt Eriwan angekündigt. Die Grenze zwischen beiden Staaten ist seit den 90er Jahren geschlossen.

Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind seit Jahrzehnten extrem angespannt, insbesondere weil sich Ankara bisher weigert, die Massaker an Armeniern durch osmanische Truppen im Ersten Weltkrieg als Völkermord anzuerkennen. Schätzungen zufolge wurden zwischen 1915 und 1917 zwischen 600.000 und 1,5 Millionen Armenier getötet. Die Türkei lehnt die Verwendung des Begriffs Völkermord ab und spricht von einem Bürgerkrieg, in dessen Verlauf auf beiden Seiten Hunderttausende ihr Leben verloren. Der Bundestag hatte die Massaker an den Armeniern im Juni 2016 als Völkermord eingestuft.

Zuletzt standen sich Armenien und die Türkei auch im Bergkarabach-Konflikt gegenüber: Die Türkei unterstützte bei den Kämpfen Aserbaidschan, das mit Armenien seit Jahren um die Enklave streitet.

Ende November hatten sich Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan und der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew in Russland getroffen, um die Spannungen abzubauen. Die Gespräche fanden jeweils separat mit Präsident Wladimir Putin im russischen Sotschi statt.

Die Kauskasus-Republiken Armenien und Aserbaidschan streiten seit Jahrzehnten um die Kontrolle über die Region Bergkarabach. Im Herbst 2020 hatten sie sich wochenlang heftige Kämpfe geliefert, mehr als 6500 Menschen wurden dabei getötet. Die Gefechte endeten mit einer Waffenstillstandsvereinbarung zu Gunsten Aserbaidschans. Seitdem war es immer wieder zu Gefechten mit Toten und Verletzten gekommen.

Paschinjan und Alijew wollten am Dienstag in Brüssel mit EU-Ratspräsident Charles Michel sprechen.

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