Die serbische Dissidentin, Historikerin und Menschenrechtskämpferin Latinka Perovic ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Dies teilte das serbische Helsinki-Komitee, dessen Vorstand sie angehört hatte, in der Nacht zum Dienstag mit.
Trauerfeier
Rose und Grabkerze - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Perovic, die am Montag hinschied, war nach 1968 eine exponierte Vertreterin des liberalen Flügels im damals herrschenden Bund der Kommunisten Jugoslawiens (BdKJ).
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1972 entschloss sich Staats- und Parteichef Josip Broz Tito zu einer «Säuberung» der Partei von «liberalen Elementen». Perovic und andere Reformpolitiker verloren alle ihre Ämter. Nach ihrem Ausscheiden aus der Politik widmete sich die Dissidentin historischen Studien insbesondere zur Geschichte Serbiens im 19. Jahrhundert.

Während und nach dem blutigen Zerfall Jugoslawiens prangerte sie den serbischen Nationalismus als Urheber der Kriege von 1991 bis 1999 an. Sie war eine der ersten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Serbien, die die Verbrechen der von Belgrad unterstützten bosnisch-serbischen Milizen in der ost-bosnischen Muslim-Enklave Srebrenica als Genozid bezeichnete. Die bosnischen Serben hatten im Juli 1995 in und bei Srebrenica 8000 bosnische Muslime ermordet, unter ihnen hauptsächlich Männer und männliche Jugendliche.

«Ihr Ableben hinterlässt eine enorme Lücke in Serbiens politischem und wissenschaftlichem Leben», schrieb Sonja Biserko, die Präsidentin des Helsinki-Komitees, in ihrem Nachruf. Zugleich bleibe das Vermächtnis von Perovic «eine wertvolle Quelle der Inspiration für all jene, die für Serbien die Perspektive auf einen modernen demokratischen Staat am Leben erhalten wollen».

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