Er hat bekannte Poplieder wie «It Never Rains In Southern California» gesungen und Hits für die Hollies und Whitney Houston geschrieben. Am Samstag wird er 80.
Albert Hammond
Songwriter-Legende Albert Hammond wird 80. (Archivbild) - keystone

Er sang Popklassiker wie «It Never Rains In Southern California» und schrieb Welthits für die Hollies und Whitney Houston. Trotzdem fühlt sich Albert Hammond manchmal unsicher, vor allem als Sänger. Am Samstag feiert er seinen 80. Geburtstag.

Seine Songs sind bekannter als sein Name. Albert Hammond zählt zu den erfolgreichsten Komponisten der Popgeschichte, hat aber auch als Sänger beachtliche Erfolge gefeiert. Er sang Klassiker wie «It Never Rains in Southern California» oder «The Free Electric Band» und schrieb für andere Künstler Welthits wie «Nothing's Gonna Stop Us Now» oder «One Moment In Time». Viele Lieder von Albert Hammond sind Ohrwürmer für die Ewigkeit. Am 18. Mai wird der britische Musikveteran 80 Jahre alt. Nach einer längeren Pause schreibt er nun wieder Songs.

60-jährige Musikerkarriere und schwere Zeiten

Die Falten im Gesicht zeugen von der rund 60-jährigen Musikerkarriere. Die grauen Haare hat er zum Pferdeschwanz gebunden. Auf der linken Seite glitzert ein Ohrring. «Ich habe in den letzten sieben, acht Jahren schwere Zeiten durchgemacht», berichtet Hammond im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in London.

«Ich habe einiges mit mir herumgeschleppt. Und ich dachte, ich werde mal wieder kreativ.» Das Ergebnis war «Body Of Work», sein erstes Studioalbum mit neuen Songs seit fast 20 Jahren. «Ich habe gehofft, dass die Musik mich heilt.»

Wenn Hammond von schweren Zeiten spricht, meint er die nach eigener Aussage sehr plötzliche Trennung von seiner zweiten Frau Claudia im Jahr 2016. Die beiden haben einen gemeinsamen Sohn, Albert Hammond junior, Gitarrist der Rockband The Strokes. Die Scheidung nach über 30 Jahren Ehe traf den Musiker, der zwei Töchter aus erster Ehe hat, hart. «Ich habe das nicht erwartet», sagt er. «Ich dachte, es wäre für immer.» Dabei lacht er beklommen.

«Musik heilt jeden»

Dann kam die Corona-Pandemie und eine Autoimmunkrankheit machte ihm schwer zu schaffen. «Das ist keine schöne Sache, denn es flammt gelegentlich auf», erzählt Hammond. «Man fühlt sich schrecklich und es macht einem manchmal Angst, weil man Schmerzen hier und da hat und denkt: Ich kann dies nicht bewegen, ich kann das nicht bewegen.»

Gesundheitlich sei er zwar noch nicht wieder topfit, doch es gehe stetig bergauf. Mental hatte die Rückkehr zur Musik die von ihm gewünschte Wirkung – sie habe ihn geheilt. «So wie sie es immer getan hat», sagt der Popveteran und wirkt sofort fröhlicher. «Ich glaube, Musik heilt jeden. Sie könnte die Welt heilen.»

Die Leidenschaft für seinen Beruf ist deutlich spürbar. Die Musik – und das Talent fürs Schreiben – hätten ihm von Geburt an im Blut gelegen, glaubt Hammond, der am 18. Mai 1944 in London zur Welt kam. «Es gab für mich nichts zu lernen, weil ich kein wirklich guter Musiker bin. Ich habe als Kind drei Akkorde gelernt, weil ich Lieder von Buddy Holly spielen wollte», sagt er. «Ich war nie einer, der fünf Stunden am Tag geübt hat oder so etwas. Ich war zu frei und zu schelmisch als Kind. Ich wollte Abenteuer.»

Musikalischer Werdegang

Hammonds Eltern waren während des Zweiten Weltkriegs von Gibraltar nach London gekommen und kehrten später mit dem kleinen Albert zurück. Dort wuchs er auf. Bis heute hat der Brite, der auch in Los Angeles lebt und zudem die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, einen Wohnsitz an der Südspitze der Iberischen Halbinsel.

Auf Gibraltar versuchte er zu Beginn seiner Karriere mit der Band The Diamond Boys sein Glück. Später machte er mit der Popgruppe The Family Dogg auf sich aufmerksam. Bei den Aufnahmen wirkten der junge Elton John, die Musiker von Led Zeppelin und Schlagersängerin Ireen Sheer mit. «Da stand ich mit diesen unglaublichen Musikern», schwärmt Hammond fast ungläubig. «Was für eine Freude!»

Doch erst mit dem Umzug in die USA Anfang der 1970er-Jahre kam Hammonds Musikerkarriere richtig in Schwung. 1972 veröffentlichte er seine erste Solosingle «Down By The River» und kurz darauf den Welthit «It Never Rains In Southern California». In den Jahren darauf folgten weitere populäre Singles wie «The Free Electric Band», «I'm A Train» oder «99 Miles From L.A.».

Komponist für andere Künstler

Gleichzeitig machte sich Hammond als Komponist für andere Künstler einen Namen. Mit dem von ihm und seinem Songwriting-Partner Mike Hazlewood geschriebenen «The Air That I Breathe» landeten The Hollies 1974 einen Welterfolg. Es war eine Art Zufallstreffer für ihn. «Die Akkorde von »The Air That I Breathe« waren damals unüblich.» Hammond ahnte, dass er etwas Besonderes komponiert hatte.

Seine Vorgehensweise habe ich seit damals nicht geändert. «Ich greife mit meiner Hand irgendwo in die Gitarre und wenn es gut klingt, versuche ich mir zu merken, wo ich die Finger hatte», erzählt er lachend. Das klappte gut. Hammond schrieb – meist zusammen mit anderen Künstlern – Lieder für Celine Dion, Chris De Burgh, Diana Ross oder Julio Iglesias. Die Liste ist lang.

1000 Lieder aus seiner Feder

Neben «Nothing's Gonna Stop Us Now», einem Nummer-Eins-Hit für Starship in den USA, Grossbritannien und einigen anderen Ländern, und der Olympia-Hymne «One Moment In Time», mit der Whitney Houston die Hitparaden toppte, zählt Leo Sayers «When I Need You» zu Hammonds bekanntesten Songs. «Don't Turn Around», ursprünglich für Tina Turner geschrieben, wurde später ein Hit für die britische Reggae-Band Aswad und dann für die schwedische Popgruppe Ace Of Base. Auch Bonnie Tyler und Neil Diamond nahmen es auf. Immer wieder wurden Hammonds Lieder von bekannten Stars gecovert.

Rund 1000 Lieder sollen aus seiner Feder stammen. «Es ist schwer zu erklären, es passiert einfach», sagt er über den Songwriting-Prozess. «Ich merke, wenn es kommt, weil ich anfange, es zu spüren. Und wenn ich es spüre, setze ich mich nicht einfach nur hin, sondern dann lasse ich es weiter kommen, bis ich irgendwann explodieren möchte. Und dann läuft es über Tage oder Wochen oder manchmal Monate. Und man hört einfach nicht auf.»

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