Die Gewalt vor der Berner Reitschule komme von gewaltbereiten Personen aus – mit dem Ort habe das kaum zu tun, erklärt Extremismus-Experte Samuel Althof.
Polizei
Vor der Reitschule kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen gewaltbereiten Linksextremen und der Polizei. So auch vergangenen Samstag. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor der Berner Reitschule kam es letzte Woche zu heftigen Ausschreitungen.
  • Seither ist der Ort wieder überall ein Thema: Bürgerliche verlangen die Schliessung.
  • Die Gewalt habe mit der Lokalität aber gar nichts zu tun, erklärt ein Extremismus-Experte.
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Vergangenen Samstag kam es vor der Berner Reitschule zu Krawallen: Die Polizei wurde mit Steinen und anderen Gegenständen beworfen. Elf Polizisten und Polizistinnen wurden verletzt, drei davon mussten ins Spital. Wie viele Verletzte die andere Seite zählt, ist nicht bekannt.

Seither ist das Berner Kulturzentrum wieder einmal in aller Munde. Die Mediengruppe der Reitschule kommunizierte in einer Mitteilung, dass sie sich von den Vorfällen distanziere. Gleichzeitig fordern Bürgerliche die Schliessung der Reitschule – und geben somit indirekt der Reitschule die Schuld für das Geschehene.

Samuel Althof
Samuel Althof ist der Leiter der Fachstelle für Extremismus und Gewaltprävention (fexx).
Antifa Demo
Gewalt gehe immer von den Personen aus, die Gewalt ausüben wollen. In der Schweiz gebe es eine eindeutige Gewaltprogrammatik in der linksextremistischen Szene. (Symbolbild)
maskierte Person
Damit ist eine organisierte Gruppierung gemeint, die Gewalt legitimiert, um ihre Ziele – hier die Revolution – zu erreichen. (Symbolbild)
Handy
Diese Gruppierungen seien hauptsächlich technisch vernetzt, zum Beispiel übers Handy. (Symbolbild)
Reitschule
Die Lokalität spiele dabei keine Rolle. Die Berner Reitschule sei ein Kulturzentrum und weder Grund noch Ursprung dieser Gruppierungen.

Wer steckt wirklich hinter den Angriffen auf die Beamten? Nau.ch hat mit Samuel Althof gesprochen. Er ist Leiter der Fachstelle für Extremismus und Gewaltprävention (fexx).

Nau.ch: Samuel Althof, die Reitschule streitet die Verantwortung für die Krawalle ab. Wer ist in Wirklichkeit dafür verantwortlich?

Samuel Althof: Es sind immer die, die sich für Gewalt interessieren, in diesem Fall Linksextreme. Im Bereich des Extremismus findet man immer Gewalt. In der linken Szene gibt es in der Schweiz jedoch eine eindeutige Gewaltprogrammatik.

«Linksextreme wollen die Revolution!»

Nau.ch: Was ist damit gemeint?

Althof: Damit ist eine organisierte Gruppierung gemeint, die Gewalt legitimiert, um ihre Ziele – hier die Revolution – zu erreichen. Linksextreme wollen die Revolution!

Gewalt kann in jeder extremistischen Szene vorkommen. In Deutschland gibt es zum Beispiel auch eine Gewaltprogrammatik im Rechtsextremismus. Das haben wir hier zum Glück nicht.

Nau.ch: Bietet die Reitschule dieser gewaltbereiten linksextremistischen Szene denn einen Raum, sich zu organisieren?

Althof: Nein, die gewaltbereiten Gruppen sind hauptsächlich technisch vernetzt, also zum Beispiel übers Handy. In der Reitschule verkehren alle möglichen Menschen. Die Reitschule wird immer wieder von gewaltbereiten Linksextremen missbraucht. Die Reitschule ist ein grosser und sehr vielseitiger Kulturraum, der für alle Menschen offen steht.

Die Reitschule hat sich ja von den Vorfällen distanziert. Sie ist ein Kulturzentrum und weder Grund noch Ursprung dieser Gruppierungen. Gewalt geht immer von Menschen aus, die diese befürworten, das hat mit der Lokalität selbst wenig zu tun.

Warst du schon einmal in der Reitschule Bern?

Hier waren es bestens organisierte Linksextremisten, die die Reitschule als Kulisse für ihre gewaltsame Propaganda missbrauchten.

Nau.ch: Also würde eine Schliessung der Reitschule gar nichts bringen?

Althof: Nein, weder eine temporäre noch eine totale Schliessung der Reithalle bringt etwas, damit ist das Problem nicht zu lösen. Gewaltbereite würden dann ihren Handlungsraum lediglich verschieben. Ihre Feindbilder bleiben die gleichen, die Gewaltprogrammatik ebenso.

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